Das Kleid entdeckte ich in einem Laden in Kario, genauer gesagt in einem Geschäft im Bazar mitten im Zentrum. Schnell probierte ich es an. Da ich ja nicht die Größte Person bin, ist schon zu diesem Zeitpunkt klar, ein paar kleine Änderungen müssen vorgenommen werden.
-- Die Länge des Kleides
-- Die Brustkorbweite - sprich den BH-Verschluß auf mich abstimmen
-- Die Trägelänge korrigieren.
-- Das an sich zu große Dekolte aus polstern -- alles nur Kleinigkeiten.
Bei genauerer Inspektion sah ich den "typischen ägyptischen Nähstil".
Deshalb beschloß ich einiges an Palietten und nicht so tollen Putz herunter zu nehmen und durch besseres zu ersetzten. Das wertete das Kostüm natürlich unheimlich auf, mal vom Kostenpunkt des Strasses abgesehen. Um das Dekolte neu zu gestalten war es notwendig, die Verkleidung auf der Innenseite zu öffnen und mal nach zu sehen, aus was der brettharte BH besteht.
(Bekomme ich überhaupt eine Nadel durch?)
Ich war erstaunt, als ich herausfand: der BH ist aus einem Plasterohling mit Stoffbezug hergestellt. Na kein Wunder, dass man sich wie in einem Brustpanzer eingesperrt fühlt in diesen Dingern.
Nun war der Weg frei, ich konnte erkennen mit welchem einfachen Wollfäden die größeren Klunker aufgenäht worden waren.
Kein Wunder, dass diese dann den stärkeren Belastungen beim Tanzen in Drehungen und plötzlichen Wendungen abreißen.
Deshalb runter mit dem einfachen Zeug und mit Stecknadeln erst einmal die größeren Straßsteine am Dekolte festgesteckt.
Als ich anfing die einzelnen Steine, (jeder hat 3 Löcher, durch jedes führe ich 4 mal den Faden)fest zu nähen, stach ich mir unendlich oft in die Fingerkupen an den durchspießenden Enden der Stecknadeln.
Das ist der Teil der Arbeiten, den ich nicht so schnell wiederholen will.
Wer schön sein will muß leiden, sagt man, aber mußte es so sein?
Sollte es jemanden mit Stichen in die Finger erwischen bitte aufpassen, Blutflecken lassen sich schlecht wieder entfernen. Also: immer abwarten, bis die Stichwunden nicht mehr bluten!
Nach den Stickereien kam das Auspolstern dran.
Ich habe mir die im Kurzwarenhandel üblichen Schaumstoffposter gekauft, aber es können auch Schulterpolster sein.
Ja, ich habe bei einem anderen Kostüm sogar schon mal Brust- und Schulterpolster eingearbeitet. Mädels, traut euch und stopft den Busen so aus, das Männeraugen nicht mehr von euch lassen können. Entgegen aller Vernunft, sie wollen es nicht anders.
Nun war noch die Rocklänge neu zu definieren. Ich verlege diese Arbeit gern am Schluß der Handarbeiten.
Warum? Je mehr der aufgearbeitete Straß und die Palietten wiegen, um so mehr wird evtl. der Stoff gedehnt. Das beeinflußt dann natürlich die zu bearbeitende Saumlänge.
Wichtiger Hinweis: Auf keinen Fall zu kurz abschneiden oder umnähen.


Ich vertrete folgenden Standpunkt: Lieber den Stoff 2 cm auf den Boden aufliegen lassen, als im zu kurzem Rock herum springen. "Ich tanze ja erdiger als du" oder "Ich habe Angst auf den Saum zu treten und hin zu fallen." höre ich oft als Argument. Hier nur so viel dazu: Auch wer erdig tanzt, kann sich mal auf die Fußballen hinaufbegeben, Raks Sharki, die Königsdisziplin im orietnalischen Tanz hat viele Elemente, die auf diesem Level getanzt werden. Und wofür macht man sich die Mühe so ein Kleid zu präparieren?
Ausrutschen - da gibt es nur Eines: Üben und trainieren und wieder üben, bis es alles klappt, was ich ja sowieso von einer Tänzerin, die so ein Kleid tragen will, erwarte. Also auf geht´s und über das Nähen und Sticken das Training und Tanzen nicht vergessen. Alles hat seine Zeit, teilt sie euch ein und los geht´s.
Wie man sehen kann, in diesem Outfit macht tanzen einfach Spaß!!!
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